it was friday, 22. june 2012, that i posted pics accompanied by text re. the personalities depicted on ms Pentecost's ergs. soon after i removed that file because it took up too much space on this weblog. only yesterday, on my last tour, a guest directly asked for a full list. so here we go, see .doc file attached - provided by ms Pentecost herself (text only, no pics).
soil-erg_drawing-key (docx, 109 KB)
morino - 14. Sep, 20:36
cit. Maurizio Cattelan, italian artist, *1960
this expresses best what has disturbed me most at documenta 13, even before its opening.
morino - 11. Sep, 14:25
letzten donnerstag hatte ich das privileg, ausgiebig mit zwei deutschen offizieren durch die ausstellung gehen zu können. anlass für diese 4 stunden tour war meine persönliche unzulänglichkeit, eine intellektuell treffende kritik zu den arbeiten abzugeben, die sich konkret mit krieg auseinandersetzen. ich erwartete mir von den beiden herren wortmeldungen, die mir selbst helfen würden in worte zu fassen, was mich denn seit 90 tagen an diesen werken so "stört".
angefangen hatten wir bei Rabih Mroué.
* double shooting - "das hört sich nicht im entferntesten wie ein schuss an."
* "das ist doch nun tatsächlich rätselhaft: warum würde sich jemand nicht ducken, wenn sich eine waffenmündung auf einen richtet? warum würde jemand so handeln?" (naja, die videoclips, bei denen sich geduckt wird, sehen wir hier ja nicht. ich hoffe doch, dass sich weitaus mehr leute ducken, als die kamera weiter in dieses todspuckende rohr zu halten. doch es bleibt das wundern darüber, was die, die es doch tun, dazu bewegen mag.)
* "das daumenkino war interessant: was ist der augenblick des todes?"
* "angst und schmerz sind nicht dargestellt. für kampfunerfahrene soldaten ist die begegnung mit der eigenen angst und die auseinandersetzung mit der angst und dem schmerz anderer ein erschütterndes erlebnis."
das nächste war Michael Rakowitz.
* "warum würde man patronenhülsen aufbewahren?" (frage zurück: warum würde man halbverbrannte, nicht restaurierbare bücher weiter aufbewahren?)
weiter ging es mit Goshka Macuga, Kader Attia und Mariam Ghani.
* "kassel und kabul haben nun wirklich nichts miteinander gemeinsam."
raus aus dem fridericianum, rein ins elisabethhospital.
(dieser rundgang fiel fast kommentarlos aus. das afghanistan, das hier abgebildet wird bzw. die hier erzählten geschichten muten nostaligisch an. die arbeiten sind aufarbeitungen des post-sowjetischen traumas. )
Natascha Sadr-Haghighians objekt wird überlagert von der bitterkeit ob der tatsache, dass die, die für ein freies, demokratisches deutschland ihr leben liessen, kein denkmal erhalten. (auf dem ersten, linken treppenabsatz des mahnmals, von oben kommend, gibt es eine plakette für die 2.panzergrenadierdivision für die jahre 1956-1994. ???)
es setzt müdigkeit ein, mangoldfähre und die vietnamesen werden kommentarlos "konsumiert". man läuft zu Omer Fast. diese filmarbeit hält einen der offiziere dazu an, von seiner eigenen rückkehr aus afghanistan zu berichten. er erkenne sich in einigen reaktionen der drei "heimkehrer" wieder. doch: "was hat ödipus in dem film verloren?" (ja, wahrlich, Ödipus kehrt aus keinem krieg nach Theben und zu seiner mutter zurück... ?)
tbc & revised
morino - 10. Sep, 13:05
ich hatte dieses Reclam heft bei führungen schon oft dabei, doch ergab sich nie die passende gelegenheit, Schiller tatsächlich aus der tasche zu ziehen. so teile ich an dieser stelle mein erstaunen mit, wie alt das lamento über die 'entmenschlichung' von arbeit oder über spezialisierung ist. auch die (öffentliche) hoffnung, die kunst möge die menschen (in deutschland) verändern, ist schon mindestens 200 jahre alt:
"Alle Verbesserung im politischen soll von Veredlung des Charakters ausgehen" und "dieses Werkzeug ist die schöne Kunst".
vielleicht beim nächsten besuch des kulturbahnhofs (Csakany? Kentridge?):
"Die Entfremdung von der Natur, die Arbeitsteilung und Spezialisierung haben aus der Menschheit eine Armee nützlicher Sklaven gemacht, deren Zusammenwirken Schiller mit der Mechanik eines 'kunstreichen Uhrwerks' vergleicht."
vielleicht beim nächsten besuch von Mark Dion:
"Der Geschäftsmann bleibt in dem 'einförmigen Kreis seines Berufs befangen und zeichnet sich durch 'pedantische Beschänktheit' aus;und die Spezialisierung der Wissenschaften lässt die geistige Arbeit immer abstrakter werden, bis sie in der 'leeren Subtilität' der Gelehrten verkümmert."
alle zitate aus dem nachwort von Klaus Berghahn zu Friedrich Schiller, "Über die ästhetische Erziehung des Menschen".
morino - 22. Aug, 22:51
ich find' ja diese ausstellung - objekte, künstler und deren administratoren - grösstenteils und mit hingabe spass-, humor- und ironiebefreit. zum glück kommen mir dann in den führungen leute wie die von heute unter:
- "ja, und was ist das hier?"
bei dem rundgang durch die aue versuche ich, wie immer, am imbiss-stand von AndAndAnd kommentarlos vorbeizuschleichen. heute gelingt es mir nicht.
- "tja, das ist ein imbiss-stand."
- "?"
- "naja. es ist offensichtlich ein imbiss-stand. sie können hier getränke und essbares kaufen. dieser stand ist allerdings im gegensatz zu demjenigen im garten des ottoneums nicht als 'nicht-kapitalistisch' ausgewiesen. soweit ich es einschätzen kann, handelt es sich hier um einen traditionell kapitalistischen imbiss-stand. es ist nicht als kunstobjekt geführt, doch initiiert wurde dieser als auch jener stand von derselben künstlergruppe. sie nennt sich AndAndAnd."
- "aha. soll das heissen, die sind total am ende?"
- "?"
- "sie sagten doch: end end end."
...
- "das ist ein objekt von Massimo Bartolini. der titel gefällt mir besonders gut: 'ohne titel (die welle)'."
rhabarberrhabarberrhabarber
- "wenn sie sich die längsseiten des beckens ansehen, dann sehen sie dort die ränder, die die welle hinterlässt. diese ränder könnten eine mathematische kurve sein, eine schöne sinuskurve."
- "ja, ja, sinus und unsin(n)us..."
...
morino - 22. Aug, 22:27
the most recent issue of The Economist runs the human microbiome as title story. i would love to know whether anyone from the magazine peeped into the "Schwanenhaus" in the Karlsaue or has heard from or read Donna Haraway. Does Tue Greenfort read The Economist?
http://www.economist.com/node/21560523
morino - 21. Aug, 23:15
letzte woche warf ein besucher ein, dass ihn das experiment "companions" an die biblische exegese erinnere. diesen einwand finde ich sehr spannend. damit steht die frage im raum, ob das durchführen dieses experiments ausdruck einer tendenz ist, die vorherrschende kunst-exegese (autoritative und damit dogmatische auslegung) durch kunst-hermeneutik (interpretation von zeichen und der reflexion über die auslegung selber) zu ergänzen oder gar zu ersetzen. bis jetzt hatte ich immer den eindruck, es wäre für die organisatoren schlicht und ergreifend günstiger gewesen, Kassler/Kasselaner/Kasseläner zum zug kommen zu lassen (aus dem ebenso schlichten und ergreifenden grund, weil diese vor ort wären und eine schlechte buchungslage nicht schon wieder zu gröberen verwerfungen mit dem externen museumspädagogischen corps führen würde, das für die 100 tage extra nach Kassel zieht).
mein dank diesem herrn für seinen hinweis. er bestärkt mich in der überzeugung, während meiner studien (vor allem der betriebswirtschaft) viel unsinn zum lesen vorgesetzt bekommen zu haben. weniger "case studies" und management-theorien zugunsten von Augustinus, Gadamer oder Popper. das würde ich meinen professoren von damals gerne zurufen. ich bin überzeugt, mit einer anderen literaturliste würden inspiriertere und inspirierendere führungsfiguren von sozialwissenschaftlichen fakultäten graduieren. man wäre sich der angezüchteten, fachlichen scheuklappen dann zumindest bewusster. so rutschen sie einem immer wieder übers innere auge und man wundert sich gar nicht über die eingeschränkte sicht.
ähnliches würde ich studienabgängern philosophienäherer fakultäten konstatieren: weniger Marx mehr Adam Smith, ein seminar kunstgeschichte weniger, dafür mal ein semester volkswirtschaft. kenntnisse grundlegender rechenoperationen oder soziologischer basisliteratur tun der kreativität keinen abbruch, garantiert. es fällt mir schwer, den filmkünstler ernst zu nehmen, der sich vornimmt, jeden tag für 100 tage neues material abzudrehen, um mittendrin wegen fehlender finanzieller mittel zu scheitern. oder wenn man geld als tauschmittel diskutiert, indem man kompost in goldbarrenform presst. oder versucht, leute dazu zu ermuntern, eine stunde topflappenhäkeln beim zahnarzt gegen eine zahnreinigung einzutauschen. offensichtlich haben diese enthusiasten dem komplizierten aspekt der kompostbarren- oder topflappenbesteuerung wenig aufmerksamkeit geschenkt.
morino - 21. Aug, 21:48
my blog refers to your website refers to my blog - this reminds me of academic articles: author A cites author B who quotes author A. circular reference or, simply, "stay in the loop". here we go :)
http://www.hr-online.de/website/specials/documenta13/index.jsp?rubrik=72974&key=standard_document_45753955
morino - 21. Aug, 21:41
unter
http://www.csakanyistvan.hu kann man die .pdf datei mit bildern des objektes "Bernsteinzimmer" abrufen.
unter
http://www.hr-online.de/website/specials/documenta13/index.jsp?rubrik=72948 (weiter unten, unter der rubrik "interviews und impressionen") gibt es ein 4:41min interview mit Istvan Csakany.
morino - 16. Aug, 12:36
so far, hr-online.de has the best visuals for some of the documenta objects and locations: 360° views in good resolution and without the recent crowds...
***
probably just a matter of time that there will be e-admissions to art exhibitions like documenta...
morino - 14. Aug, 10:51
always wondered what that performance would be like? quick glance under this link
http://www.monopol-magazin.de/tv/2010116/Unterwegs-auf-der-documenta-13.html
morino - 19. Jul, 10:53
1. am 06. und 07. april 2008 tagte die neunköpfige findungskommission für die künstlerische leitung der documenta 13 in Kassel. die leitung der geschäfte der „documenta und Museum Fridericianum Veranstaltungs GmbH“ obliegt seit 1996 Bernhard Leifeld.
2. im dezember 2008 wird Carolyn Christov-Bakargiev als künstlerische leitung der documenta 13 vorgestellt.
3. black box
4. mitte mai 2012 wird eine erste künstlerliste in der süddeutschen zeitung publik.
5. in den ersten junitagen 2012 nimmt die documenta 13 in Kassel gestalt an; tag und nacht wird nun auch für aussenstehende sichtbar gearbeitet.
6. 09.06. 2012 offizielle eröffnung der dreizehnten documenta, der drei presse-tage vorausgehen.
morino - 19. Jul, 10:06